Seit November hier kein Lebenszeichen von mir hinterlassen, das geht ja mal gar nicht. Aber aktuell geht die Action eher auf meinem Reiseblog ab. Allerdings gibt es auch hier in Japan Dinge, über die ich mir den Kopf zerbreche, welche so gar nicht in den anderen Blog passen. Neuneinhalb Jahre nach Beginn meiner Ausbildung und Siebeneinhalb in Vollzeit bin ich nun tatsächlich ohne Arbeit, sowie ohne festen Wohnsitz und eigentlich sollte mir der Arsch auf Grundeis gehen, denn ich verbrate doch im Urlaub ohne All-Inclusive-Verpflegung unheimlich viel Kohle und in Deutschland gehen die Mietpreise für Wohnungen durch die Decke. Es ist alles dafür angerichtet künftig ein ziemlich tristes Dasein zu fristen. Aber wisst ihr, was mich zuletzt am aller härtesten getroffen hat?
眩暈SIREN (‚Memai Siren‘ etwa zu deutsch ’schwindelnde Sirenen‘) haben sich Ende 2023 getrennt. Nach zehn Jahren Bestehen der Band aus Fukuoka, führten künstlerische Differenzen und andere Musikprojekte von Mitgliedern letztendlich zur Trennung.
Es ist wohl ziemlich sicher, dass diese Band in Deutschland kaum jemand auf dem Zettel oder gar je in der Ohrmuschel hatte. Tatsächlich kann man seit 2020 in der Amazon Anime-Produktion ‚Pet‘ einen musikalischen Beitrag in Form des Ending-Songs ‚image_____‘ mitbekommen haben, jedoch ist auch der Anime trotz großer Plattform eher unter ferner liefen gewesen. Auch das Ending vom, im Folgejahr erschienenen, Anime ‚Build Divide -#00000‘ hat vermutlich eher wenige Menschen im Westen gefunden. 眩暈SIREN kannte ich schon bevor sie 2019 bei Sony unter Vetrag gingen, so wurden Musikvideos der Band bis dahin auf dem YouTube-Kanal des Labels Gil Soundworks veröffentlicht, wo die japanischen Bands SiM (welche z.B. 2022 den Titelsong zur letzten Attack on Titan-Staffel produzieren sollten) oder auch Coldrain vertreten gewesen sind, die beide doch zu dem Zeitpunkt durchaus bekannter waren.
Ohne durch einen Anime oder ein Game vorgeschädigt zu sein, eine rein japanisch vortragende Band zu hören und auf Anhieb zu mögen, ist etwas untypisch gewesen, selbst für mich. Der Frontsängerin Kyoudera zuzuhören ist beruhigend und aufbrausend zur selben Zeit, in manchen Tracks prescht die Stimme des Keyboarders Uru dazwischen und die perfekt zusammenlaufenden Songteile lassen manchmal den Eindruck erwecken, es würde sich hier gar nicht um progressiven Rock handeln, sondern um Therapie.
Puh, das war jetzt ein bisschen weit hergeholt, aber so steht es um meine Gefühlslage, wenn ich Musik von 眩暈SIREN höre. Leider wird in diesen Tagen ihr allerletzter Song veröffentlicht, so wurde es auf dem offiziellen X-Account der Band kommuniziert. Kyoudera ist derzeit als V-Tuberin noch öffentlich aktiv und der Drummer Honogumo ist Support bei den Live-Acts von YOASOBI, ein derzeit außerordentlich erfolgreiches J-Pop Duo. Denkbar, dass durch diese Aktivität das Bandleben erschwert wurde. Von den anderen Mitgliedern habe ich auf die Schnelle nichts herausfinden können.
Es bleibt der Trost, dass die Musik von 眩暈SIREN erhalten bleibt. Auf YouTube, auf den verkauften Tonträgern und im Gedächtnis.