Einfach mal aufhören

Arbeit ist wohl eine der wichtigsten Tätigkeiten eines Menschen in seiner Lebenszeit. Selbst die Bildung, mit der man seine Kindheit und Jugend verbringt dient als Fundament für einen guten, beruflichen Werdegang. Mir persönlich fällt es schwer von einem Beruf zu sprechen, wenn es um meine Arbeit geht, da ich nicht zu einem Servicefahrer berufen bin und damit viel eher das bloße Geld verdienen verbinde und sich vielleicht noch meinen Wert in der Gesellschaft damit bestimmen lässt.

Die Begeisterung bei der Arbeit steht mir manchmal wahrhaftig ins Gesicht geschrieben. Foto: Martin Walter

Den inneren Schweinehund zu überwinden und Arbeit bzw. zunächst eine Ausbildung zu machen, gestaltete sich schwierig, da das Leben in der Reihenhaushälfte mit Garten und drei Generationen sehr komfortabel war. In meiner Familie gab es keine Akademiker und so wurde die Wichtigkeit der Arbeit, ob nun Handwerk oder im Verkauf, sehr groß geschrieben. Ging es früher darum, was ich später einmal machen wollte, hatte ich auf das was mir vorgelebt wurde, keine Lust und auf das was mich interessierte, keine auch nur vage Vorstellung darin meinen Beruf zu finden. Ich war als Schüler schon ziemlich zerstreut und brauchte meistens für die kleinsten Dinge eine Leitfigur oder einen Leitfaden, wohingegen mit Freunden Fußball spielen zu gehen oder den Wald unsicher machen Routinen wurden, die neben meiner Nintendo-Konsole meine gesamte Freizeit einnahmen. Da ich damals viel Lob erhielt für meine Kreativität, Beobachtungsgabe und in Bereichen des logischen Denkens, stelle ich heute wenig verwunderlich fest, dass daraus von mir so ziemlich gar nichts gemacht wurde. Aus eigenem Antrieb ein Buch zu lesen oder etwas zu zeichnen, kam mir nie in den Sinn, eine Anleitung dazu gab es für mich nie wirklich. Der Gedanke führt mich heutzutage zu der Erkenntnis, dass ich zwar überdurchschnittlich Intelligent, jedoch unterdurchschnittlich gebildet bin.

Pannen wie diese können einem schon mal den Tag versauen. Foto: Martin Walter

So machte ich eine Ausbildung, bei der das Bildungsniveau eine nebensächliche Rolle spielt. Verantwortungsvoll ein Fahrzeug führen können, freundliches Auftreten an den Tag legen und körperliche Belastbarkeit sind die groben Basiskomponenten für diesen Job. Intelligenz braucht man in begrenztem Maße für Ersteres und nichts davon musste mir in der Regelschule beigebracht werden. Dennoch muss ich sagen, dass mir zwischendurch während der Ausbildung auch mal der Gedanke aufkochte hinzuschmeißen, wenn persönlicher Aufwand und Ertrag kurz- bis mittelfristig in Ungleichgewicht gerieten. Manchmal passiere so viel Unfug auf den Touren, welche dann zudem noch besonders umfangreich in Strecke oder Kundenanzahl ausfielen, dass meine Nerven beim Ausladen blank lagen. Wenn so ein Tag einfach mal ungewollt 2 Stunden länger war und man ohnehin schon täglich eine Stunde pendeln musste, dachte man sich schon „Was tue ich hier eigentlich!?“ Es war aber zum Glück nicht die Regel und war manchmal auch nur mangelnder Erfahrung geschuldet, dass ich der Verzweiflung nah war. Mir war schon klar, dass man sich durch Arbeit manchmal durchkämpfen muss, sogar der spaßigste Job kennt wahrscheinlich solche Hundstage. Summa summarum habe ich es nicht bereut dran geblieben zu sein und doch beende ich meine Arbeit bei meinem bisherigen Arbeitgeber.

„Ich jag‘ meine Bude hoch, alles was ich hab‘, lass ich los (uh!)
Mein altes Leben, schmeckt wie ’n labbriger Toast“ – Peter Fox

Wie eingangs erwähnt, fühle ich mich nicht dazu berufen auf den Straßen unterwegs zu sein und Leuten ihre Bestellung vorbei zu bringen. Auch wenn ich das schon ewig mache, mit eigerechnet, dass ich zuvor schon acht Jahre lang durchgängig Zeitungen ausgetragen habe. Was ich danach machen will, hat erstmal nichts mit Arbeit zu tun. Nach 6 Jahren ohne zu verreisen, nicht nur aber auch wegen der Corona-Pandemie, ist es nun Zeit für mich ein Land zu sehen, welches mich wohl schon immer faszinierte. Für das Jahr 2021 war geplant für ein paar Wochen nach Japan zu fliegen, im Jahr zuvor zeichnete sich ab, dass die Pläne aufgeschoben werden müssen. Viel Zeit um zu sparen, auch wenn es wegen der Wirtschaftskrise und der Inflation etwas schwerer fällt und doch werde ich bald fast drei volle Monate in Japan sein. „Während ich durch meine Kündigung erstmal 90 Tage keine Unterstützung vom Amt erhalte, kann ich die Zeit auch mit etwas Schönem verbringen“, so der Gedanke. Sogar den Cut mit meiner Wohnsituation mache ich, kündige meine Mietwohnung und verkaufe meinen Hausrat.

„Die Sonne scheint, der Himmel lacht, ich hab mich noch nicht zum Amt gemacht.“ Foto: Google Maps

Was sind meine Pläne danach? Nun, keine Ahnung. Ohne Leitfigur oder einen Leitfaden muss ich meinen Weg selber finden. Eine spannende Aufgabe, der ich mich mit 37 Jahren noch eher stellen kann, als mit jedem weiteren Jahr an dem ich mich so festgefahren fühle wie zuletzt. Ich habe weder Frau noch Freundin oder einen Ort gefunden, an dem ich Wurzeln schlagen könnte. Ich denke über eine zweite Berufsausbildung nach, aber auch über eine mögliche Selbstständigkeit. Fakt ist aber auch, dass ich keinen gering-spezialisierten Beruf wie den des Servicefahrers mehr ausüben will, allerhöchstens in Teilzeit. Nicht zu vergessen, dass ich keinen Pauschalurlaub in Japan mache und das Land vielleicht gar nicht mehr verlassen möchte (oder die Japaner mich gar nicht gehen lassen), wo wir aber wohl eher wieder bei Träumen sind. Auch wenn mir wohl jeder etwas anderes erzählt, glaube ich außerdem kaum, dass ein oder zwei Jahre blankes Nichts im Lebenslauf meine ‚unaufhaltsame Bilderbuchkarriere‘ ruiniert – höchstens meine erwartbare Rente. Wenn euch interessiert, wie es mit mir weitergeht, kannst du gerne meinen Blog als Lesezeichen hinzufügen (im Browser Strg+D drücken) in welchem ich u.a. auch darüber Berichte, so ganz nebenbei aber auch Gedanken zu Anime und Games vom Stapel lassen möchte. Ihr seid herzlich Willkommen.


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